Mitmach-Vortrag: Das Web verstehen – besser schreiben

Viele Journalist:innen veröffentlichen ihre Texte regelmäßig online – doch nur wenige wissen genau, wie das Web funktioniert. Was passiert eigentlich, wenn ein Beitrag im Content-Management-System gespeichert und im Browser geöffnet wird? Warum sind Dateinamen, Alternativtexte und Überschriften so wichtig? Und welche Rolle spielen Suchmaschinen, Barrierefreiheit und Gesetze dabei? In diesem interaktiven Mitmach-Vortrag geht es darum, das Web besser zu verstehen – damit journalistische Texte online sichtbarer, rechtssicherer und zugänglicher werden.

Vom Computer bis zum Browser: Was im Hintergrund passiert

Wer Inhalte veröffentlicht, arbeitet mit Technik – oft ohne es zu merken. Wir klären die Grundlagen: Was ist ein Computer, was ein Betriebssystem, was ein Browser? Wie funktioniert der Browser-Cache, und warum beeinflusst er, was wir sehen? Dieses Grundwissen hilft, typische Probleme beim Publizieren zu vermeiden und die eigene Arbeit im CMS besser einzuordnen.

Wie das World Wide Web entstand

Das World Wide Web wurde am CERN entwickelt – von Tim Berners-Lee, der Informationen leichter zugänglich machen wollte. Er erfand das Prinzip der Hyperlinks, schrieb den ersten Browser und legte den Grundstein für die heutige Webstruktur. Das von ihm gegründete World Wide Web Consortium (W3C) legt bis heute die Standards für HTML, CSS und Barrierefreiheit fest – die Grundlage für jede Website, auch für journalistische Angebote.

Struktur und Gestaltung: Warum HTML und CSS wichtig sind

HTML (Hypertext Markup Language) beschreibt den Aufbau einer Seite – Überschriften, Absätze, Bilder und Verlinkungen. CSS (Cascading Style Sheets) bestimmt das Erscheinungsbild. Diese Trennung sorgt dafür, dass Inhalte verständlich, lesbar und technisch korrekt dargestellt werden. Wer sie kennt, versteht auch, warum Suchmaschinen und Screenreader nur mit sauberer Struktur richtig arbeiten können – und warum das Schreiben im CMS mehr ist als reines Texten.

SEO für Journalist:innen: Sichtbarkeit beginnt mit Struktur

Suchmaschinenoptimierung (SEO) bedeutet, Texte so zu gestalten, dass sie von Suchmaschinen leichter gefunden und richtig eingeordnet werden. Wenn Suchmaschinen Inhalte gut verstehen, werden diese bei entsprechenden Suchanfragen häufiger angezeigt. Ziel ist also, Inhalte so aufzubereiten, dass sie verständlich, relevant und technisch korrekt sind – für Suchmaschinen und für Menschen.

Die wichtigsten Punkte:

  • Titel und Permalink: Präzise, aussagekräftig und ohne Füllwörter.
  • Überschriften: Eine h1 pro Beitrag, danach logisch aufgebaute h2- und h3-Ebenen.
  • Erster Absatz: Fasst das Thema zusammen und enthält zentrale Begriffe.
  • Textlänge: ca. 300 Wörter – klar gegliedert und informativ.
  • Bilder: Passende Größe, sprechender Dateiname und Alternativtext für Barrierefreiheit.
  • Meta-Beschreibung: Kurzer Teasertext, der Suchergebnisse verständlicher macht.
  • Keywords: Natürlich integriert, ohne Übertreibung oder Wiederholungen.

Wie Suchmaschinen Inhalte verstehen

Suchmaschinenoptimierung (SEO) bedeutet, Texte so zu gestalten, dass Suchmaschinen sie gut einordnen können. Wenn Struktur, Sprache und Themen klar formuliert sind, erkennen Suchmaschinen leichter, worum es in einem Text geht – und zeigen ihn in den Suchergebnissen weiter oben an, wenn Nutzer:innen entsprechende Begriffe eingeben.

Der Begriff Keyword wird dabei häufig zu eng verstanden. Wörtlich übersetzt bedeutet er „Schlüsselwort“ – also ein Wort, das den Inhalt eines Textes beschreibt. In der Praxis suchen Menschen jedoch meist nach einer Keyphrase – also einer Wortgruppe oder einer konkreten Frage, zum Beispiel „wie schreibe ich einen SEO-Text“ statt nur „SEO“. Journalist:innen profitieren davon, wenn sie natürliche Sprache verwenden und zentrale Themen in vollständigen, sinnvollen Formulierungen aufgreifen.

Mit der zunehmenden Nutzung der Sprachsuche – etwa über Mikrofone am Smartphone – verändern sich Suchanfragen weiter. Immer mehr Menschen sprechen ihre Fragen aus, statt sie zu tippen. Dadurch gewinnen sogenannte Long-Tail-Keywords an Bedeutung: längere, natürlich formulierte Suchphrasen, die gezielt nach Informationen fragen. Texte, die diese Form der Suche berücksichtigen, erreichen die passende Zielgruppe mit höherer Präzision und Sichtbarkeit.

Ein Beispiel aus der Praxis

Ein Blogbeitrag mit dem Keyword „Interview“ ist sehr allgemein – es gibt unzählige Suchergebnisse dazu. Wird der Text jedoch auf die Keyphrase „Interview führen mit prominenten Gästen“ oder „Tipps für ein gelungenes Online-Interview“ optimiert, verstehen Suchmaschinen das Thema besser. Der Beitrag wird relevanter eingeordnet und erscheint eher in passenden Suchanfragen. Gleichzeitig profitieren Leser:innen, weil sie genau das finden, was sie suchen.

Typische Stolperstellen im Redaktionsalltag

In der täglichen Arbeit mit Content-Management-Systemen treten immer wieder ähnliche Situationen auf, die sich leicht vermeiden lassen, wenn man ihre Hintergründe kennt:

  • Bilder: Zu groß oder unkomprimiert, mit technischen oder nichtssagenden Dateinamen.
  • Alternativtexte: Fehlen oder beschreiben das Bild nicht inhaltlich.
  • Absätze: Leere Zeilen werden für Abstände genutzt, statt korrekt formatiert zu werden.
  • Überschriften: Direkt nach der h1 folgt eine h2 ohne einleitenden Text.
  • Permalinks: Zu lang oder unklar („beitrag-11-november“ ist besser als „das-ist-der-beitrag-vom-11-november“).

Gesetzliche Grundlagen: BGG, DSGVO und WCAG

Barrierefreiheit und Datenschutz sind verbindliche Anforderungen an digitale Inhalte. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) fordert, dass Online-Angebote für alle Menschen zugänglich sind – auch für jene mit Einschränkungen. Das betrifft Überschriftenhierarchien, Alternativtexte, Farbkontraste und Lesbarkeit. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regelt, welche Daten bei eingebetteten Medien oder Kommentarfunktionen verarbeitet werden dürfen. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definieren international, wie barrierefreies Webdesign konkret aussieht und gelten in der EU als Standard.

Das Web folgt Regeln – weltweit

Domains werden nicht gekauft, sondern gemietet. Webstandards entstehen im W3C und sorgen dafür, dass Inhalte weltweit funktionieren. Wer diese Grundprinzipien versteht, kann fundierte Entscheidungen treffen – beim Schreiben, Bebildern und Veröffentlichen. Das stärkt die redaktionelle Qualität und unterstützt rechtssicheres Arbeiten.

Mitmachen und verstehen

Dieser Vortrag ist praxisorientiert. Gemeinsam schauen wir uns reale Beispiele an, üben die Arbeit im CMS, analysieren Texte und Bilder und prüfen sie auf SEO und Barrierefreiheit. Die Teilnehmenden können eigene Beiträge oder Fragen einbringen – so wird aus technischem Hintergrundwissen praktisches Handwerkszeug.

Fazit: Grundlagenwissen für digitales Publizieren

„Das Web verstehen – besser schreiben“ vermittelt Journalist:innen das notwendige Wissen, um Online-Beiträge fundiert, rechtssicher und suchmaschinenfreundlich zu gestalten. Wer weiß, wie das Web Inhalte liest und bewertet, kann Texte veröffentlichen, die professionell, zugänglich und nachhaltig sichtbar bleiben.


Hilfreiche Online-Tools und Ressourcen